Für den Monat August hat sich die easyApotheke (Holding) AG für die Marketingstrategie “Gemeinsam grüner!” entschieden, wodurch die heimischen Wälder unterstützt werden sollen. Mit dieser Werbeaktion wird suggeriert, dass die Aktion gut für die Umwelt ist.
Die easy Apotheken werben, dass sie pro Bestellung mit Selbstabholung, dem “click and collect”-System, einen Euro der Stiftung Unternehmen Wald spenden wollen. Die Aktion findet mit “freundlicher Unterstützung” von Salus, Otriven, Voltaren, Fenistil und Medice statt. Die Unterstützung der Stiftung steht außer Frage, doch die entstehende Problematik ist, dass Menschen durch eine Bestellung gesagt wird, dass etwas Gutes für die Umwelt getan wird. Bestellen kann man ganz einfach online, danach findet in der easyApotheke vor Ort die Abholung statt. Möglicherweise kommt durch Bestellen und Abholen die Beratung zu kurz, wenn die Produkte bereits online bezahlt wurden. Ohne Beratung können die Patient:innen gar nicht wissen, ob das Arzneimittel das Richtige für sie ist oder ob es überhaupt benötigt wird. Es kann dadurch zu unnötigen Einkäufen kommen, welche zu Lasten der Umwelt zu mehr Arzneimittel- und Verpackungsmüll führen. Die Gesundheit der Menschen ist ein wichtiges Gut und benötigt Aufklärung durch qualifiziertes Personal, dies gilt auch für die Verwendung von Arzneimitteln.
Ein weiterer kritischer Punkt offenbart sich bei den Unterstützern der Aktion, wobei die Marke Voltaren als Unterstützer gezeigt wird. Das Voltaren Gel, mit dem Wirkstoff Diclofenac, ist eines der umweltschädlichen Arzneimittel, welches mittlerweile in messbaren Mengen auch in deutschen Gewässern nachgewiesen wurde und für Fischsterben verantwortlich ist. Eine Garantie, dass es nicht in das Trinkwasser gelangt, gibt es nicht. Diclofenac Gele werden häufig schon bei leichten Rückenschmerzen off-label verkauft und angewandt. Das Umweltbundesamt veröffentlichte dazu den Artikel: “Diclofenac: kleine Wirkung für den Menschen – großer Schaden für die Umwelt”. Dort wird die Problematik dargelegt: Die perkutane Resorption liegt bei gerade mal 6%, der Rest wird meistens abgeduscht und die Empfehlung “Wischen statt Waschen”, löst nicht das Problem und wird womöglich nicht konsequent genug bei der Abgabe in der Apotheke erwähnt und in der Anwendung von Patient:innen umgesetzt.
Als Pharmacists for Future distanzieren wir uns von dem Greenwashing, das an dieser Stelle betrieben wird. Die Werbemaßnahme zeigt, dass man bei Versprechen immer zweimal hinschauen sollte, denn die Folgen sind meistens eine Mehrbelastung der Umwelt und sorgen somit entgegen dem Ziel für einen gegenteiligen Effekt. Apotheken sollten mit Aufklärung und guter Beratung werben und nicht mit Aktionen, die einen Mehrverkauf, v.a. von nicht dringend benötigten Arzneimitteln verursachen können. Nachhaltiger wäre eine Beratung mit präventiven Maßnahmen, damit Beschwerden erst gar nicht auftreten und Schmerzen erst gar nicht mit einem Diclofenac Gel behandelt werden müssten.
Auch wenn für die heimischen Wälder gespendet wird: Manchmal ist weniger mehr, gerade was Arzneimittel angeht!